Gebiss oder gebisslos – diese Frage hat schon unzählige Diskussionen ausgelöst.
Wer einmal an solch einer Diskussion beteiligt war, weiß, dass dieses Wort dafür eigentlich viel zu harmlos ist. Man könnte meinen, man befinde sich in einem Glaubenskrieg. Und ein wenig ist es wohl auch so. Ein jeder möchte seine Meinung vertreten und beweisen, dass sein Weg der einzig Richtige ist. Doch jedes Pferd hat individuelle Bedürfnisse. Es wird nicht die eine große Wahrheit geben. Stattdessen muss jeder für sich und sein Pferd seine eigene Wahrheit finden und seinen eigenen Weg.
Viele Pferden mögen es einfach lieber. Das ist schon der wichtigste Grund.
Außerdem:
- Du kannst ein junges Pferd schonend gebisslos anreiten – da seine Zähne und der Kiefer vielleicht noch in der Entwicklung sind
- Der Mensch neigt dazu zu nutzen, was er hat. Man neigt also oft leider viel mehr dazu die Zügel zu nutzen, wenn am anderen Ende ein Gebiss hängt – pure Psychologie.
- Pferde können auch mit einer gebisslosen Zäumung muskulär locker und nachgiebig sein
- Wenn ein Pferd Zahnprobleme hat oder im Zahnwechsel ist, ist eine Gebisslose Zäumung eine gute Idee
- Es dient auch zur Korrektur von Pferden, die unter Vertrauensverlust leiden, weil sie von ihrem Vorbesitzer schlecht behandelt wurden – zum Beispiel, weil er eine Zäumung mit Gebiss verwendet hat
- Es gibt diverse Studien, die zeigen, dass die Anatomie der Pferde nicht für Gebisse gemacht ist – im Maul ist schlicht zu wenig Platz dafür
Aus Sicht der Forschung
Für erste Zweifel an den bisher herkömmlichen Gebissen sorgte vor über zehn Jahren, der amerikanische Uni Prof. Dr. Robert Cook.
Er hat eine Studie zur Auswirkung des Gebisses auf das Pferdemaul durchgeführt. Dafür hat er drei Jahre lang über 100 Pferde untersucht, um festzustellen wie die Gebisse wirken. Sein Ergebnis ging nicht zugunsten des Gebisses aus.
Wo es Vorteile gibt, gibt es natürlich auch Nachteile, die wir euch nicht vorenthalten wollen:
- Du machst Druck auf Genick und Nasenbein. Beides sind sehr empfindliche Körperteile. Im Genick befinden sich auch die Schleimbeutel, die leicht Reizungen bekommen können bei zu viel Druck. Gerade die mechanischen Zäumungen wie LG-Zaum, Hackamore und Bitless Bridle können, da bei zu viel Druck Probleme verursachen.
- Du musst präzisere Hilfen geben und deinen Körper und Sitz mehr schulen – denn deine Gewichtshilfen sind gerade beim Gebisslosen Reiten sehr wichtig für dein Pferd.
- Manche behaupten, dass Biegung, Stellung und Versammlung beim Gebisslosen Reiten zu kurz kommen.
Wir halten fest…
Dein Pferd hat keinen Druck im Maul, das Empfinden viele Pferde als angenehmer, denn viele Gebisse drücken auf den Kiefer oder die Zunge. In aller Regel reitest du Zügelunabhängiger – das ist erstrebenswert egal ob mit oder ohne Gebiss. Es gibt Studien, die davon ausgehen, dass im Maul kein Platz für ein Gebiss ist und die Pferde sogar in Atemnot geraten durch das Speicheln, welches durch diese Gebisse ausgelöst wird. Auch das fällt beim Gebisslosen Reiten weg. Du lenkst automatisch mehr mit Gewicht und Schenkeln – du gibst also feine Hilfen. Das wiederum entspannt die Pferdepsyche.